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Historie

Dortmund-Ems-Kanal-Nordstrecke

Eine Geschichte von Vision und Fortschritt:

Die Entwicklung des Dortmund-Ems-Kanals vom Bau bis heute

Am 11. August 1899 eröffnete Kaiser Wilhelm II. den Dortmund-Ems-Kanal (DEK). Damit erfüllte sich der Jahrhunderte alte Traum, Westfalen mit der Nordsee zu verbinden. Zugleich war der Dortmund-Ems-Kanal das erste Teilstück einer von der preußischen Regierung geplanten großräumigen Rhein-Weser-Elbe-Verbindung und ebnete den Weg für den wirtschaftlichen Aufschwung im Nordwesten Deutschlands.

Der Kanalbau brachte die Regionen näher an die Wasserstraßen und sorgte somit für einen strukturellen Wandel. Neue Arbeitsplätze wurden zum einen beim Bau und zum anderen auch später bei der Unterhaltung und dem Betrieb der Wasserstraße geschaffen. Somit wurde ein lukrativer Handel zwischen den Menschen aus der Region und den durchfahrenden Binnenschiffern geschaffen.

Zu seiner Eröffnung war der Kanal 265 km lang, 30 m breit und 2,50 m tief. Zur Überwindung des gesamten Höhenunterschieds von rund 70 m zwischen Dortmund und der freien Tidestrecke Herbrum wurden 17 Fallstufen angelegt, die mit einem Hebewerk und 16 Einzelschleusen überwunden wurden. Insbesondere die acht Schleusen von Münster bis Gleesen waren mit 67 m Länge und 8,6 m Breite sehr klein konzipiert, weil es in diesem Bereich keinen natürlichen Wasserzufluss für die Schleusen gab.

Ausgangspunkt der Planungen für den Kanal und seine Bauwerke war ein jährlicher Verkehr von rund 4,5 Millionen Gütertonnen. Neun Jahre nach Freigabe für die Schifffahrt wurde diese Prognose erreicht und nur kurze Zeit später überschritten. Auch die zugelassenen Abmessungen der Schiffe waren bereits zur Eröffnung des Kanals größer als die bei der Planung und dem Bau zugrunde gelegten Daten.

Mit der Anbindung des Dortmund-Ems-Kanals über den Rhein-Herne-Kanal an den Rhein und der Inbetriebnahme des Mittellandkanals im Jahr 1914 wuchsen die Umschlagmengen weiter. Vom Rhein kamen jetzt Schleppkähne mit 2000 Tonnen Ladung. Der Dortmund-Ems-Kanal war jedoch nur für Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 750 Tonnen ausgelegt. Insbesondere die zu kleinen Schleusen stellten sich als leistungshemmend für das tatsächliche Verkehrsaufkommen heraus. So begannen die ersten Modernisierungsmaßnahmen bereits 1914. Um der enormen Entwicklung der Binnenschifffahrt Rechnung zu tragen, wurde auf Höhe der sieben vorhandenen - sogenannten "Kleinen" - Schleusen in Bergeshövede, Bevergern, Rodde, Altenrheine, Venhaus, Hesselte und Gleesen jeweils eine "zweite Fahrt" angelegt. In diesen Kanalstücken fanden die neuen - sogenannten "Großen" - Schleusen Platz. Sie konnten von den Schiffen befahren werden, die nicht in die kleinen Schleusen hineinpassten. Die neue Schleuse in Bevergern hatte eine so große Hubhöhe, dass sie die Funktion der beiden kleinen Schleusen in Bergeshövede und Bevergern übernehmen konnte. So wurden im Laufe der Jahre die kleinen Schleusen schrittweise außer Betrieb genommen und teilweise verfüllt. Ausnahme ist der Schleusenstandort Altenrheine. Bereits 1974 erhielt der Standort eine neue Schleuse mit modernen Abmessungen an Stelle der alten "großen". Sie kann allen Anforderungen an die Binnenschifffahrt auch noch in Zukunft gerecht werden.

Heute ist der Dortmund-Ems-Kanal eine der bedeutendsten künstlichen Wasserstraßen in Nordwest-Deutschland. Als Teil einer gut vernetzten Verkehrsinfrastruktur und unverzichtbares Glied der Logistikkette fördert er die Wettbewerbsfähigkeit der Region 1993 wurde begonnen, die 85 km lange DEK-Südstrecke zwischen Datteln und Bergeshövede für den Verkehr mit modernen Schiffsgrößen auszubauen. Seit Juli 2007 kann das Großmotorgüterschiff (GMS) die DEK-Südstrecke mit einer Abladetiefe von 2,50 m befahren.

Auch die DEK-Nordstrecke von Bergeshövede bis Papenburg soll zukünftig für die größeren Schiffsklassen befahrbar werden. Ziel ist es, die Bedeutung der DEK-Nordstrecke für das deutsche Wasserstraßensystem sicherzustellen und auszuweiten, damit Investitionen wie der Eurohafen Emsland, die Hafenerweiterung in Spelle oder das Güterverteilzentrum und die Raffinerie in Lingen voll zum Tragen kommen können.

Das Projekt Neue Schleusen DEK-Nord, das heißt den Neubau von Schleusen, die noch nicht über zukunftsorientierte Abmessungen verfügen und deren Lebensdauer abgelaufen ist - konkret den Neubau der Schleusen an den Standorten Bevergern, Rodde, Venhaus, Hesselte und Gleesen. Alle fünf Schleusen und deren Vorhäfen werden mit zukunftsgerechten Abmessungen für das Großmotorgüterschiff (Maße 110 m x 11,45 m) und für das übergroße Großmotorgüterschiff (Maße 135 m x 11,45 m) geplant.

Der Bergeshöveder Steg wird im Zuge des Vorhafenneubaus in Bevergern mit Anbindung an den Mittellandkanal verlängert und angehoben.

Gut für die Bürger:

Verbesserte Infrastruktur und Stärkung der Region

Nicht nur schon vor über hundert Jahren, sondern auch noch heute ist der Dortmund-Ems-Kanal ein wichtiger Standortfaktor für die emsländischostfriesische Wirtschaftsregion. Mit dem zunehmenden Güterverkehr auf der Wasserstraße wird die Tendenz zu größeren Schiffseinheiten steigen - eine Entwicklung, die die Verkehrsstatistik der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Münster, bereits seit einigen Jahren belegt. Auch Unternehmen können wachsen, wenn sie von verbesserten Transportmöglichkeiten für Rohstoffe und fertig produzierte Güter profitieren. Die Befahrbarkeit des Kanals mit GMS (Großmotorgüterschiffen) bedeutet eine deutliche Stärkung der Infrastruktur.

Die regionalen Binnenhäfen wie zum Beispiel der Eurohafen Emsland können ihr Potenzial weiter entfalten. Die Attraktivität der DEK-Region für die Ansiedlung von Industrie und Unternehmen aus dem Mittelstand steigt deutlich. Kurz gesagt: Das Projekt Neue Schleusen DEK-Nord schafft gute wirtschaftliche Bedingungen - und damit vor allem Arbeitsplätze.

Doch auch bereits heute gibt das Projekt dem Arbeitsmarkt Impulse: Das Wasserstraßen-Neubauamt Datteln vergibt zur Umsetzung des Projekts eine Vielzahl verschiedenster Bau- und Ingenieuraufträge. Allerdings ist der Bund gehalten, diese Verträge europaweit auszuschreiben. Die beauftragten Büros und Firmen geben jedoch in der Regel Arbeitsbereiche an Nachunternehmen weiter, die auch im Projektgebiet oder im näheren Umkreis ansässig sind. Ein Teil der Investitionen für die Arbeiten am Dortmund-Ems-Kanal fließt so direkt in die Region.

Gut für die Wirtschaft:

Das Projekt schafft die Grundlage für mehr Effizienz

GMS (Großmotorgüterschiffe) umfahren den nördlichen Teil des Dortmund-Ems-Kanals zurzeit noch auf einer Route, die teilweise einen Umweg von mehreren hundert Kilometern für sie bedeutet. Nach der Realisierung des gesamten Maßnahmenkonzeptes der WSV werden sich zahlreiche Fahrtstrecken deutlich reduzieren und die Transportzeiten um einige Stunden verkürzen.

Die Befahrbarkeit der DEK-Nordstrecke mit GMS schafft eine wichtige Voraussetzung für mehr Effizienz im Transportgüterverkehr innerhalb Deutschlands und Europas. Regionale Häfen können ihre Kapazitäten in höherem Maß ausschöpfen und ihren Güterumschlag vergrößern. Das steigert die Umsätze und macht die Region interessant für Investoren. Darüber hinaus ist die DEK-Region als Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrswege der West-Ost- und Nord-Süd-Achsen strategisch günstig gelegen. Eine DEK-Nordstrecke, deren Ausbauzustand dem internationalen Standard entspricht, unterstützt den grenzüberschreitenden Verkehr, insbesondere zum niederländischen Wasserstraßennetz über Delfzijl, und fördert die internationalen Beziehungen.

Ab der Betriebsfreigabe der neuen Schleusen werden größere Schiffe auf der DEK-Nordstrecke fahren können. Damit wird sich die Transportkapazität des Kanals erheblich vergrößern. Unternehmen können nicht nur den Transport vermehrt auf die Wasserstraße verlegen und dadurch beim Vor- und Nachlauf ihrer Güter Fahrten einsparen, sondern auch von der Kosteneffizienz der neuen Schiffsklasse profitieren. Bei GMS, die mit einer Abladung von 2,70 m fahren, erhöht sich die Ladungsmenge im Vergleich zum Europaschiff um rund 68 %. Da das GMS trotz größerer Ladungsmenge weniger Leistung benötigt, bedeutet der Einsatz dieser Schiffsklasse eine Ersparnis der Transportkosten von rund 27 % *).

Gut für die Umwelt:

Binnenschifffahrt ist klimafreundlich und steht für naturnahen Güterverkehr

Die CO2-Bilanz der Binnenschifffahrt wird sich weiter verbessern können, wenn die modernen Schiffsklassen die DEK-Nordstrecke im Abschnitt zwischen Bevergern und Gleesen befahren. Das GMS (Großmotorgüterschiff) hat bei größerer Ladung einen noch geringeren Energieverbrauch als die zurzeit auf dem Kanal zugelassenen Schiffstypen.

Ein weiterer relevanter Faktor, der die Umweltverträglichkeit der Binnenschifffahrt deutlich macht, ist die Niedrigkeit der Geräuschbelästigung am Kanal, sodass die Binnenschifffahrt nicht einmal im Nationalen Lärmschutzpaket des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Erwähnung finden muss.

Auch künstliche Wasserstraßen stellen wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere dar. Kennzeichnend dafür ist die hohe Anzahl an Vogel -, Natur- und Landschaftsschutzgebieten entlang der deutschen Kanäle. Um Eingriffe in die Flora und Fauna so gering wie möglich zu halten, gelten bei Kanalbaumaßnahmen Umweltschutzrichtlinien - u. a. das Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27.06.1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten. Die geplanten Maßnahmen im Rahmen dieses Gesetzes auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft werden von einem Expertengremium geprüft.

Bei der Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) werden alle Auswirkungen der Baumaßnahmen vorab prognostiziert, analysiert und umfangreich dokumentiert. Als Ausgleich für unvermeidbare Eingriffe in die Umwelt werden dann im landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) konkrete Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege des Bestehenden und zur Anlage von Neuem entwickelt und vorgeschlagen.

*) Planco Consulting GmbH: Langfristige Entwicklungspotenziale der Nordstrecke des Dortmund-Ems-Kanals und des Küstenkanals für das Großmotorgüterschiff, März 2007